3. Online-Fachdiskurs/Workshop im Forschungsprojekt

„Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“

Am 24.02.2022 kamen 28 Fachkräfte aus der Behindertenhilfe, der Kinder- und Jugendarbeit und Behörden der Freien und Hansestadt Hamburg online zusammen, um im Rahmen des Praxisforschungsprojektes „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“ gemeinsam der Frage nachzugehen, wie inklusive Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg weiter vorangebracht werden kann.
Eingeladen hatten hierzu die Kooperationspartner*innen des Projekts die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Lebenshilfe Hamburg.

Im ersten Teil der Veranstaltung stellten Vertreter*innen aus der Sozialbehörde, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendarbeit in Kurzvorträgen die Perspektive der jeweiligen Arbeitsbereiche vor. Monique Kutz, Referatsleiterin Kinder- und Jugendpolitik der Sozialbehörde, stellte die Perspektive der Sozialbehörde zum Thema der Inklusiven Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg dar. In diesem Kontext stellte sie die Förderung inklusiver Jugendverbandsarbeit im Rahmen des Landesförderplans und das Vorhaben der Behörde einer Bestandsaufnahme und Zufriedenheitsbefragung zu inklusiver Offener Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg vor.
Axel Graßmann, Geschäftsführer der Lebenshilfe Hamburg, und Berit Wegner, Praktikantin der Lebenshilfe Hamburg, zeigten die Sichtweise aus Perspektive der Behindertenhilfe auf. Sie machten deutlich, dass die Behindertenhilfe einen Austausch mit Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit, mehr Informationen über Angebote aus dem Bereich und finanzielle Unterstützung brauche, um langfristig die Grenzen der Zusammenarbeit überwinden zu können.
Charlotte Mindorf, Bildungsreferentin des Landesjugendrings Hamburg, und Katharina Przybylski, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt, präsentierten die Perspektive der Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg. Hier stand die Ressourcenfrage, die bauliche und sprachliche Barrierefreiheit der Einrichtungen und Angebote und der Wunsch nach nachhaltiger Vernetzung klar im Fokus.
In drei Kleingruppen wurden im zweiten Teil der Veranstaltung die Kurzvorträge diskutiert und den Leitfragen nachgegangen, wie Inklusive Kinder- und Jugendarbeit in Hamburg gemeinsam vorangebracht werden und wie Praxiskooperation zwischen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendarbeit initiiert werden könne. Dabei wurden zum einen erfolgreiche inklusive Angebote in Hamburg einander vorgestellt, wie ein inklusives Bandprojekt vom Trockendock e.V., die Arbeit vom Jugendhaus Alsterdorf und inklusive Gruppen bei Ferienfreizeiten des Jugenderholungswerkes. Zum anderen ging es um Herausforderungen und Schwierigkeiten: die Erreichbarkeit junger Menschen mit Behinderungen außerhalb von Schule, die Bekanntmachung von Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen, die Gefahr einer Konkurrenz von Angeboten der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendarbeit und die Finanzierung von Assistenzen für die Nutzung von Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit.
In den Kleingruppen wurden unter anderem auch die Vor- und Nachteile der Nutzung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit durch Jugendliche mit Behinderungen am Wochenende (mehr Ruhe vs. weniger Kontakt zu anderen Jugendlichen) diskutiert.
Zentrale Ergebnisse der Diskussionen waren die Feststellung, dass es an Transparenz und Wissen um Finanzierungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung Inklusiver Kinder- und Jugendarbeit und für die Kooperation zwischen Behindertenhilfe und Kinder- und Jugendarbeit bei den Fachkräften mangelt, dringend Netzwerke in Hamburg dafür geschaffen werden müssen und es Selbstreflexion in der Organisation vieler Institutionen, Verbände und Träger zum Thema Inklusion braucht.

Im März und Juni 2021 hatten bereits die ersten beiden Fachdiskurse/Workshops im Forschungsprojekt zu Inklusiver Jugendarbeit stattgefunden, in dessen Rahmen auf Basis von Expert*inneninterviews eine Standortbestimmung für Hamburg (nachzulesen im online verfügbaren Artikel „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Kinder- und Jugendarbeit? : Erste Ergebnisse eines Praxisforschungsprojektes zur Situation in Hamburg“ (https://doi.org/10.48441/4427.215)), gute Beispiele aus der Praxis und die SGB VIII-Reform vorgestellt wurden.

Das Forschungsprojekt „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“ untersucht die Entwicklung inklusiver Angebote der Kinder- und Jugendarbeit aus der Nutzer*innenperspektive. Das heißt, dass die Sicht junger Menschen mit Behinderungen auf ihre Beteiligung an Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit im Vordergrund steht. Das Projekt, dessen Projektträgerin die Bundesvereinigung Lebenshilfe ist, möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen mit Behinderungen in den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit wiederfinden. Im Mittelpunkt des Projektes stehen Jugendliche mit sogenannten geistigen Behinderungen von 12 bis 18 Jahren. Für dieses Projekt arbeiten am Standort Hamburg die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Lebenshilfe Hamburg zusammen. Weitere Standorte sind Heidelberg und Ostholstein. An den Standorten werden Interviews mit Jugendlichen mit geistigen Behinderungen geführt, um ihre Perspektive auf die Situation zu ermitteln. Die Interviews in Hamburg laufen seit Januar 2022 und erste Ergebnisse daraus, werden zum Spätsommer erwartet.

Kontakt:

Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, Department Soziale Arbeit,
Projekt „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“

Katharina Przybylski (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

katharina.przybylski@haw-hamburg.de
oder
inklusivejugendarbeit@haw-hamburg.de

Telefon: 040 42875 – 7105

Projektpartner:

   

Förderung des Projektes durch: