Mein Leben, meine Zukunft!

Wir wollen Menschen mit Behinderung stark machen, damit sie ihr Leben selbstbestimmt meistern können. Persönliche Zukunftsplanung ist ein wichtiges Hilfsmittel auf diesem Weg.

Das Konzept unterstützt Menschen dabei, ihre Wünsche und Ziele zu erkennen und zu erkunden. Was so selbstverständlich klingt, ist für Menschen mit geistiger Behinderung oft sehr schwer: Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass andere die Entscheidungen für sie treffen oder sie trauen sich nicht, ihre Wünsche zu äußern. Aber gerade die Wünsche und Ziele der Menschen sind wichtig: Erst wenn sie sagen, was sie erreichen wollen, können sie die passende Unterstützung bekommen.

3 Jahre Projekt Zukunftsplanung

Die Aktion Mensch hat unser Projekt für drei Jahre gefördert: Zwischen Januar 2019 bis Dezember 2021 hatten wir Zeit, die Methoden der persönlichen Zukunftsplanung zu lernen und zu testen. Unser Ziel war es, die Methoden anzupassen, so dass die Lebenshilfe die Zukunftsplanung fest in ihr reguläres Angebot aufnehmen kann. Ab Mai finden Sie den gesamten Projektbericht auf unserer Internetseite, hier lesen Sie einen persönlichen Rückblick.

Blick in das Projekt: Was haben wir gelernt?

  • Kleine Schritte sind ein Riesenerfolg!

Nachdem wir die ersten Methoden gelernt hatten, wollten wir natürlich gemeinsam mit den Klient:innen loslegen. Aber unsere Erfahrung war, dass viele Menschen kleinere Zwischenschritte brauchen. Einige Menschen haben die Zukunftsplanung sofort voll genutzt. Aber andere schienen damit überfordert oder hatten keine Idee zu ihrem Alltag. Mit diesen Menschen haben wir oft einfach mehrere Treffen gemacht, um sie kennen zu lernen. Wir haben über Lieblingstiere gesprochen oder Lieblingsessen, später vielleicht über Lieblingsmenschen oder Hobbies: Auch das ist Zukunftsplanung. Wenn ein Mensch auf diese Weise beginnt, seine Vorlieben und Wünsche zu erkunden, dann fällt ihm oder ihr im nächsten Schritt vielleicht eine neue Idee ein.

  • Wünschen kann man lernen.

Wir haben viele Menschen mit Behinderung gefragt, was sie sich wünschen und ob wir sie unterstützen können. Dabei haben wir bemerkt, dass einige Menschen nicht wussten, was sie sagen sollen. Andere haben Dinge gesagt, wie „Das klappt doch nicht“. Wir hatten manchmal den Eindruck, dass Menschen sich nichts wünschen, weil ihr ganzer Alltag von Unterstützung abhängt – und dort sehen sie vielleicht keinen Platz für Wünsche. In bestimmten Situationen kann man sich das Wünschen abgewöhnen und muss es wieder lernen: Zukunftsplanung kann dabei helfen.

  • Pläne sind zum Verändern da – aber zuerst braucht man einen Plan.

Das gilt für das Leben und natürlich auch für ein 3-Jahres-Projekt: Wir hatten einen Projektplan und viele Dinge vor. Dann kam die Pandemie und änderte alles: Also haben wir unsere Pläne angepasst und viele neue Dinge im Internet ausprobiert. Aber es war wichtig, dass wir einen Plan hatten und darum geht es auch in der Zukunftsplanung: Menschen mit Behinderung machen sich einen Plan und schreiben die ersten Schritte auf. Es ist nicht wichtig, dass sie den Plan genau einhalten – aber der Plan ist wichtig, damit sie wissen, wo sie anfangen können.

  • Menschen mit Behinderung können sich sehr gut gegenseitig unterstützen.

Egal ob in der Lebenshilfe oder im Internet – wir haben Menschen getroffen, die sich für Gesellschaft und die Welt interessieren. Gerade zu Beginn der Pandemie haben wir uns viel über die neusten Nachrichten, Regeln und Sorgen ausgetauscht. Wir Mitarbeiter:innen haben dabei vor allem moderiert – die Teilnehmer:innen haben sich gegenseitig Tipps gegeben und Lösungen diskutiert: So wie jede andere Selbsthilfegruppe es auch tut.

Themen für die Zukunftsplanung: Was ist im Leben wichtig?

Wir haben viele Menschen gefragt, was sie gerade beschäftigt. Jedes Lebensthema war dabei – hier sind einige Beispiele:

  • Erwachsen werden: Was sind meine Rechte? Was ändert sich?
  • Schulzeit zu Ende: Was mache ich jetzt? Welchen Beruf will ich lernen?
  • Ich will zu Hause ausziehen: Wie will ich wohnen? Was muss ich noch lernen? Wie finde ich eine Wohnung?
  • Freizeit: Welchen Sport kann ich machen? Wie kann ich gut entspannen?
  • Neuer Lebensabschnitt: Ich gehe in Rente. Was mache ich dann?

Ein Thema war für alle wichtig, egal in welchem Alter: Freunde, Liebe, Partnerschaft – denn kein Mensch möchte einsam sein.

Zwei besondere Ergebnisse aus dem Projekt:

  1. Mit Sadeg Borati hatten wir einen Peer-Berater aus der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) im Team. Das war ein großer Vorteil, denn oft hatten Klient:innen Fragen, die Herr Borati in der EUTB bearbeitet. Umgekehrt konnte er in der Beratung auf die Zukunftsplanung verweisen. Die beiden Angebote ergänzen sich sehr gut, denn wer sein Leben plant, braucht auch Informationen über seine Rechte.
  2. Digitale Hilfsmittel in der Zukunftsplanung: Corona hat auch in unserem Projekt für einen digitalen Schub gesorgt. Da wir zeitweise keine Menschen treffen konnten, haben wir viele neue Dinge ausprobiert: Gruppentreffen per Skype und Zoom, Themensammlungen mit Mindmap und Padlet, woraus später sogar eine digitale Zukunftsplanung entstanden ist. Natürlich hatten nicht alle Menschen gleich guten Zugang zum Internet und einem PC oder Smartphone, aber wir konnten uns mit vielen über diesen Weg treffen. Diese Methoden sind inzwischen fester Bestandteil unserer Arbeit und eröffnen viele Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung.

Das Projekt ist zu Ende: Zukunftsplanung geht weiter!

Wir fassen die Ergebnisse aktuell zusammen und planen, wie Zukunftsplanung in der Lebenshilfe Hamburg fortgeführt wird. Einige Maßnahmen werden bereits umgesetzt:

  • Der Betreuungsdienst erstellt einen Betreuungsvertrag in Leichter Sprache. In dem Vertrag sind alle Rechte und Pflichten verständlich erklärt und auch die Zukunftsplanung hat dort einen festen Platz: So weiß jede:r Klient:in von Anfang an, dass er oder sie das Angebot nutzen darf.
  • Die Gruppentreffen im Projekt waren sehr beliebt. Diese Gruppe geht nicht weiter, aber es gibt etwas Neues: Die Selbstvertreter-Gruppe mit Hanna Wöhrl. Dort werden sich sicher viele Teilnehmer:innen wiedersehen

Wir sagen Danke!

An die Aktion Mensch und alle, die das Projekt unterstützt haben: Klient:innen und Angehörige, Kolleg:innen, Mitglieder aus dem Netzwerk Zukunftsplanung und der Lebenshilfe Hamburg.

Alle Infos aus dem Projekt: Projekt Zukunftsplanung

Ansprechpartnerin:

Susanne Zornow

Telefon: 040 – 689 433 12

E-Mail: susanne.zornow@LHHH.de

Ansprechpartner:

Sadeg Borati

Gefördert durch die Aktion Mensch