• Name: Sadeg Borati
  • Alter: 28 Jahre
  • Beruf: Peer-Berater
    Ein Peer-Berater ist einer, der dasselbe oder ein ähnliches Problem hat wie der oder die ratsuchende Person.
    Ich bin Rollifahrer und habe selber eine Lernbehinderung.

Seit wann arbeitest du bei der Lebenshilfe?

Ich arbeite jetzt seit dem 1. Dezember 2018 bei der Lebenshilfe. Davor habe ich bei der Lebenshilfe ein Praktikum gemacht.

Was sind deine Aufgaben?

Ich berate Menschen mit Handicap und deren Angehörige. Zum Beispiel: Ein Mensch ist erwachsen und will zu Hause ausziehen, aber er weiß noch nicht, wie er wohnen will. Dann beraten wir ihn, welche Möglichkeiten es gibt. Wir beraten zu allen möglichen Themen: Arbeit, Behindertenausweis, Merkzeichen, Betreuung und vieles mehr. Wir sagen den Menschen, welche Möglichkeiten sie haben und wo sie die Dinge bekommen, die sie suchen. Das Projekt heißt: EUTB®: Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung.

Und ich bin noch in einem zweiten Projekt. Das nennt sich Persönliche Zukunftsplanung. Dort bin ich Co-Moderator. Das bedeutet: Ich unterstütze Menschen mit Behinderung dabei, ihre Ziele herauszufinden und einen Plan zu machen, wie sie ihr Ziel erreichen. Zum Beispiel: Ein Mensch ist erwachsen und will zu Hause ausziehen, aber er oder sie weiß noch nicht, wie er das schaffen soll. Dann kann er zu uns kommen. Wir reden mit dem Menschen. Wir hören zu, was er oder sie möchte. Und wir unterstützen ihn, wenn er seinen eigenen Plan macht, wie er zu Hause auszieht. Übrigens: Das muss keiner ganz alleine machen. Jeder Mensch braucht mal Unterstützung von anderen. Zum Beispiel Familie, Freunde, Betreuer. Diese Menschen können auch bei der Zukunftsplanung helfen.

Was hast Du vorher gemacht?

Bevor ich bei der Lebenshilfe angefangen habe, habe ich in einem Catering-Unternehmen gearbeitet. Das war ein ausgelagerter Arbeitsplatz einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Davor habe ich auch lange innerhalb der Werkstatt in verschiedenen Bereichen gearbeitet.

Wie bist du zur Lebenshilfe gekommen?

Die Lebenshilfe hat einen Peer-Berater gesucht. Ich habe zu der Zeit auf einem ausgelagerten Einzelarbeitsplatz gearbeitet und wollte gern etwas Neues machen. Ich hatte eine Jobcoachin, das ist eine Unterstützung für den Arbeitsplatz. Sie hat mir die Stellenanzeige von der Lebenshilfe gegeben und mir bei der Bewerbung geholfen. Die Bewerbung sollte dann an die Lebenshilfe weitergeleitet werden, das ist aber nicht passiert. Als ich nichts von der Lebenshilfe gehört habe, habe ich nochmal selbst dort angerufen und nachgefragt: Sie haben mich dann zum Gespräch eingeladen und jetzt arbeite ich hier.

Was bedeutet Inklusion für dich?

Inklusion ist, wenn man keinen Unterschied macht. Wenn man alle gleich behandelt: egal ob mit Behinderung oder ohne Behinderung. Es bedeutet, dass man diese Trennung nicht macht.

Zum Beispiel bei der Arbeit. Früher hieß es: Menschen mit Behinderung gehören in die Werkstatt. So waren die normalen Menschen und die Menschen mit Behinderung immer voneinander getrennt. Das muss ja nicht sein. Die Menschen mit Behinderung können ja auch auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten.

Was ist dir bei der Arbeit wichtig?

Gute Zusammenarbeit, Hand in Hand arbeiten. Und gute Stimmung. Ich sorge zum Beispiel für gute Stimmung, wenn ich die Kollegen zur Mittagszeit mit einem Cappuccino oder Espresso versorge.

Was ist dir als Berater wichtig?

Dass Menschen mit Behinderung ernst genommen werden, dass man ihnen zuhört und vernünftig mit ihnen redet. Ich finde es grausig, wie es früher war – heute ist es manchmal auch noch so. Zum Beispiel: Oft werden Dinge, wenn es um Menschen mit Behinderung geht, nicht mit ihnen entschieden, sondern über sie entschieden. Wir reden hier aber von erwachsenen Menschen! Das ist auch heute noch so, auch im ambulanten Wohnen.

Oder wenn Menschen mit Behinderung mit neuen Ideen kommen, dann werden sie oft belächelt. Man nimmt sie nicht ernst. Manche Menschen mit Behinderung ziehen sich dann zurück und sagen nichts mehr. Das ist mir schon öfter aufgefallen.

Was ist dein Vorschlag? Wie kann man das besser machen?

Die Mitarbeiter, die mit Klienten arbeiten, sollten besser geschult werden: Ich habe das Gefühl, manche glauben, sie arbeiten mit Gegenständen, nicht mit Menschen. Sie müssen lernen, die Person, die sie vor sich haben, als Mensch zu sehen und nicht als Gegenstand.

Zum Beispiel: Manchmal nehmen Betreuer Menschen mit Behinderung die Zigaretten weg oder teilen sie ein. Manchmal nehmen die Betreuer Menschen das Geld weg. Oder sogar die Bankkarte. Das kann man machen, aber da denk ich halt: Ist das Inklusion und Selbstbestimmung?

Ich glaube, dass manche Sachen zum Schutz der Person sind. Aber meine Meinung ist: Das ist der falsche Ansatz. Zum Beispiel: Wenn jemand mit seinem Geld nicht umgehen kann und alles ausgeben würde, dann muss man vielleicht schauen, dass man das mit ihm übt, anstatt wie bei einem Kind zu sagen: Wir nehmen ihm das weg und teilen das brav ein.

Ich habe auch oft erlebt, dass Betreuer neben einem Klienten stehen und über ihn reden. Sie reden dann absichtlich in Fachsprache, damit der Mensch sie nicht verstehen kann. Aber jeder Mensch merkt, wenn über ihn geredet wird.

Hast du einen Tipp für andere Menschen mit Behinderung?

Wenn ein Mensch mit Behinderung ein Ziel hat, zum Beispiel einen neuen Arbeitsplatz, dann ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Menschen sollen sich nicht entmutigen lassen, wenn andere ihre Ideen nicht gut finden. Sie können mit anderen Menschen über die Ideen sprechen, zum Beispiel mit Freunden. Sie können sich Unterstützung suchen: bei Freunden, Familie oder dem Betreuer.

Privates:

Wofür begeisterst du dich ich außerhalb der Arbeit?

Freunde treffen, telefonieren, skypen, Serien schauen, „Alarm für Cobra 11“.

Wenn du freie Auswahl hast, wo würdest du gern Urlaub machen?

Eine Schiffsreise, eine Kreuzfahrt irgendwo, wo es warm ist.

Lieblingsjahreszeit: Sommer! Herbst ist auch ganz nett, wenn die Sonne scheint.

Lieblingsessen: Nudelgerichte, Steak, Schnitzel, asiatisch. Keine Kidneybohnen.

Lieblingsspruch: Was geht? Die Antwort: Alles, was keine Räder hat. 😉

Kontakt:
Sadeg Borati

Telefon: (040) 689 433-21
E-Mail: Sadeg.Borati@LHHH.de